Liederabend 21.März 2003
Festsaal Landeskulturzentrum Linz

Elaine Ortiz Arandes, Sopran 
José-Daniel Martínez, Klavier


Wunderbarer Liederabend

Von Gerhard Ritschel

Liederabende sind selten geworden. Das mag daran liegen, dass sowohl die Liedkunst als auch der Liedgesang höchste Ansprüche erfordert und ein fast elitäres Publikum benötigt, aber auch daran, dass nur wenige Sängerinnen und Sänger von ihren stimmlichen Mitteln her für den Liedgesang geeignet sind. Opernarien verlangen große, dramatische Stimmen mit Durchschlagskraft gegen ein Orchester, während das Lied die Intimität des kleinen Rahmens, die Gestaltung überschaubarer Phrasen und die Deutung des Textes durch Mimik und Artikulation als Voraussetzung hat.

Andererseits kommt ein Liederabend den verschiedensten Interessen entgegen. Da ist einmal die Schönheit der Sprache, dann die Betörung durch die Stimme an sich, weiters die Komposition und nicht zuletzt der Klavierpart, der teils eigenständige Aussagen zu treffen hat, teils alles zuvor Genannte zu einem Ganzen formt.

Dieses Lob auf den Liedgesang fand in dem Liederabend von Elaine Ortiz Arandes (Sopran) und José-Daniel Martínez (Klavier) die schönste Bestätigung. Frau Arandes, in Puerto Rico geboren und am Gärtnerplatztheater in München engagiert, wo sie die großen Rollen des lyrischen Sopranfaches singt, verbindet die seltene Gabe des Opern- und des Liedgesangs in einer Art und Weise, die an berühmte Vorbilder denken lässt. José-Daniel Martínez unterstützte sie durch seine virtuose und zugleich feinfühlige und mitatmende Begleitung und machte zusammen mit der Sängerin jedes Lied zum Kleinod.

Bereits im ersten Teil, der zur Gänze Liedern von Johannes Brahms gewidmet war, bewies Frau Arandes ihre Affinität zum deutschen Lied. Vorbildliche Textdeutlich ist zunächst die Voraussetzung, darüber hinaus gestaltet sie die musikalischen Linien mit tief empfundenem Verständnis für feinste Nuancen und zarteste Farben. Bekannte Beispiele bleiben ebenso in Erinnerung wie weniger oft gehörte Lieder. Besonders berührend waren die wehmütigen Lieder wie „Ach, wende diesen Blick" oder „Meine Liebe ist grün".

Der zweite Teil des Abends war der spanisch-lateinamerikanischen Hemisphäre gewidmet. Da lernte man zunächst den in den USA geborenen und am Mozarteum und am oö. Musikschulwerk wirkenden Pianisten José-Daniel Martínez als Komponisten kennen. Martínez kleidet textliche Minidramen in Musik, erzählt sie anschaulich und bietet dabei der Singstimme alle Möglichkeiten zur Entfaltung. Es folgten Canciones von Carlos Guastavino (1912 - 2000), Narciso Figueroa (geb. 1906) und Joaquín Turina (1882 - 1949), die in unterschiedlichsten Stimmungen dargeboten wurden, temperamentvoll, Kinderreime intonierend oder Seelenlandschaften öffnend. Jubel und Zugaben!

 

Programm

Johannes Brahms  13 Lieder
(1833-1897) Sonntag Op. 47, No. 3
Klage II Op. 69, No. 2
Des Liebsten Schwur Op. 69, No. 4
Wie froh und frisch Op. 33, No. 14
Wie Melodien zieht op. 105, No. 1
Ach, wende diesen Blick Op. 57, No. 4
Mädchenlied Op. 107, No. 5
Meine Liebe ist grün Op. 63, No. 5
Das Mädchen spricht Op. 107, No. 3
Unbewegte laue Luft, Op. 57, No. 8
Die Mainacht Op. 43, No. 2
Ständchen Op. 106, No. 1
Von ewiger Liebe Op. 43, No. 1

 

Pause

 

José-Daniel Martínez Drei Lieder
(1956--) La Sed del Agua II (2000)
Carlos Guastavino Drei Lieder
(1912-2000) La rosa y el sauce
Desde que te conocí
Pampamapa
Narciso Figueroa Fünf Lieder
(1906--) Ronda
Jugando
Cucubanos
Canción del día
No sé
Joaquín Turina Tres canciones con texto de Béquer
(1882-1949) Tormenta
Tu Pupila
Beso